Corona: Diskussion um angestrebte Lockerungen kommen komplett zur Unzeit
- ah0193
- 28. März 2021
- 2 Min. Lesezeit
CDU sieht Modellregion kritisch / Auf die Wissenschaft hören
Friesland. „Die Coronaeinschränkungen stellen viele Menschen vor große Herausforderungen und sorgen auch für viel Frust. Das können wir gut nachempfinden. Doch die Diskussion um einen Teil von Friesland als Modellregion für Lockerungen kommt komplett zur Unzeit“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Friesland, Dirk Zillmer, in einer Pressemitteilung. Es würden Hoffnungen geschürt, für die es aktuell nicht mal im Ansatz eine Grundlage gebe.

Solange sich das Infektionsgeschehen dynamisch entwickele, könnten weitere Lockerungen kein Thema sein. Es sei denn, Deutschland verabschiede sich im Grundsatz von der Haltung, möglichst viele Leben zu schützen und setze auf die Durchseuchung der Bevölkerung. Das habe allerdings schon in Großbritannien und anderen Ländern nachweislich zu sehr hohen Todesfallzahlen geführt.
Vor diesem Hintergrund sieht die CDU auch die vom Landkreis angestrebte Modellregion für Lockerungen kritisch. „Ich höre immer wieder Tübingen. Nur wer versucht, die Infektionszahlen aus der Stadt zu erfahren, hat große Mühe, diese zu finden“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Axel Homfeldt. Natürlich sei es richtig, so viel zu Testen und zu Impfen wie es möglich ist. „Doch nur mit dem Testen ist es ja bei weitem nicht getan. Und da die kursierenden Mutationen augenscheinlich deutlich ansteckender sind, als das Ursprungsvirus, reichen wenige falsch negative Tests aus, um die Infektionszahlen wieder nach oben zu treiben“, so Homfeldt.
Die Modellregion sei der Versuch, den Menschen Hoffnung zu geben. Doch bei der aktuellen Lage werde aus Hoffnung schnell wieder Frust, weil das alles nicht funktioniere. Und dieses erst recht, wenn dann allen klar würde, dass nicht der gesamte Landkreis Friesland, sondern nur ein Teil zu einer Modellregion mit Lockerungen werde könne. „Wir sind gespannt auf das Konzept, das der Landkreis gerade entwickelt. Vor allem interessiert uns, welcher Teil von Friesland dann wirklich Modellregion werden soll“, sagt Homfeldt. Die CDU befürchte, dass der Frust, der dann in den anderen Städten und Gemeinden eintrete, eher kontraproduktiv denn hilfreich sei. „Wir müssen als Politik den Menschen sagen, was ist, und nicht, was Teile der Gesellschaft, die in den Medien gerade besonders laut sind, hören wollen“, sagt der Schortenser. Bei der Klimadebatte sei die Forderung, auf die Wissenschaft zu hören. Bei der aktuellen Pandemie wünsche sich die CDU das jetzt auch. Und da sei die Haltung unter den Fachleuten eindeutig: Es müsse einen neuen Lockdown geben, um das exponentielle Wachstum der Infektionen schnell wieder zu bremsen. Hohe Infektionszahlen erhöhten das Risiko neuer Mutationen.
Grundsätzlich sieht die CDU insbesondere Landrat Ambrosy gedanklich auf einem falschen Weg. „Testen und Impfen – beides richtig. Stetig aber nun Öffnungen in Aussicht zu stellen, ist aber leider das völlig falsche Signal“, erklärt Dirk Zillmer. Offenbar unterliege der Landrat wie etliche andere Politiker einer Fehleinschätzung in Bezug auf die Stimmung im Land. Es sei nach den vorliegenden Umfragen keineswegs so, dass eine übergroße Mehrheit nun Öffnungen fordere. „Nach dem neuesten ZDF-Politbarometer halten 31 Prozent die aktuell geltenden Maßnahmen für gerade richtig. Aber weiteren 36 Prozent gehen die Maßnahmen nicht weit genug. Und diese Gruppe hat deutlich an Zuspruch gewonnen“, zitiert Zillmer die Umfrageergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen, die am Freitag veröffentlicht worden sind.
Die CDU fordert mehr Ehrlichkeit in der Diskussion. Und dazu zähle leider auch, dass erst in zwei oder drei Monaten durch das Voranschreiten der Impfung positive Effekte im Sinne von wirklichen Lockerungen zu erwarten seien.
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